Datteln, Agavensirup, Kokoszucker: Wie gesund sind die Zuckeralternativen?

Alternative Süßmacher im Check

Kokosblütenzucker
Kokosblütenzucker gilt als natürliche Zuckeralternative. Aber ist er deswegen gesünder als herkömmlicher Haushaltszucker? (Bild: Getty Images)

Dass zu viel Zucker in der Ernährung nicht nur Übergewicht, sondern auch ernsthafte Krankheiten wie Adipositas und Diabetes Typ 2 begünstigt, ist mittlerweile weithin bekannt. Eine Begrenzung des täglichen Zuckerkonsums wird von Fachgesellschaften, wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), empfohlen. Viele Menschen versuchen deshalb, auf klassischen, raffinierten Haushaltszucker zu verzichten oder ihn durch natürliche Alternativen zu ersetzen.

Das hat auch der Handel verstanden. Der Markt für Zuckeralternativen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. In Supermärkten und Discountern findet man mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Zuckeralternativen, wie Datteln, Agavensirup oder Kokosblütenzucker. Die haben zwar ein gesünderes Image, doch wie förderlich für unsere Gesundheit sind diese beliebten Süßungsmittel wirklich? Ein Überblick.

Neben ihrer Süße punktet die Dattel tatsächlich mit einigen Nährstoffen: Sie liefert Magnesium, Kalium, Eisen, Mangan, Vitamin B und C sowie Ballaststoffe. Zudem enthält sie die Aminosäure Tryptophan, die eine nervenberuhigende Funktion besitzt. In einigen Kulturen werden Datteln traditionell als Schlafmittel verwendet. Die an Wüstenpalmen wachsende Frucht wird auch gerne (unter anderem in Form von Dattelmus oder Dattelsirup) zum Süßen verwendet. Doch auch wenn es sich bei Datteln um Früchte handelt, sollte man es damit nicht übertreiben. Datteln enthalten, so wie jedes Trockenobst, viel Fruchtzucker (50-70 Prozent) und sind dadurch sehr kalorienreich (rund 280 Kalorien pro 100 Gramm).

Bild: Getty
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Agavensirup (auch unter dem Namen Agavensaft oder Agavendicksaft bekannt) ist ein natürliches Süßungsmittel, das aus dem Saft der Agavenpflanze gewonnen wird. Agavendicksaft hat eine höhere Süßkraft als Zucker. Es reicht also schon eine geringere Menge zum Süßen aus. Dicksäfte und Sirupe liefern oft etwas weniger Kalorien als Haushaltszucker, weil ihnen immer auch Wasser zugesetzt wird. Agavendicksaft ist vegan und dadurch eine für Veganer*innen geeignete Alternative zu Honig. Wie die meisten Dicksäfte weist er einen sehr hohen Fructoseanteil auf. Fructose hat genauso viele Kalorien wie Haushaltszucker. Nimmt man viel Fructose zu sich, riskiert man genauso die Entstehung von Adipositas und den damit verbundenen Risiken wie beim Verzehr von Haushaltszucker. Größere Mengen Fructose können außerdem Magenschmerzen, Blähungen und Durchfall verursachen. Einen Vorteil hat der hohe Fructosegehalt: Agavendicksaft hat eine geringe glykämische Last. Das heißt, er lässt den Blutzucker langsamer ansteigen als etwa normaler raffinierter Zucker.

Kokosblütenzucker wird aus dem Blütennektar der Kokospalme gewonnen. Obwohl manche Hersteller gerne den Eindruck vermitteln würden, es handle sich dabei um eine "natürliche" Zuckeralternative mit gesundheitsförderlichen Eigenschaften, ist Kokosblütenzucker chemisch gesehen nichts anderes als ein Gemisch aus verschiedenen Zuckerarten (hauptsächlich Saccharose, Glukose und Fruktose).

Es kommt vor, dass Kokosblütenzucker mit wissenschaftlich nicht belegten Aussagen beworben wird, die einen gesundheitlichen Nutzen versprechen. Solche Aussagen sind allerdings für Kokosblütenzucker nicht zugelassen.Verbraucherzentrale

Ein kleiner Vorteil gegenüber raffiniertem Zucker sind geringe Mengen an Nährstoffen wie Eisen, Zink, Kalium sowie Antioxidantien und kurzkettige Fettsäuren, die Kokosblütenzucker enthält. Je nach Herstellungsverfahren können auch geringe Mengen an Ballaststoffen enthalten sein. Diese Mengen sind jedoch nicht ausreichend, um einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffversorgung zu leisten. Kokosblütenzucker hat einen niedrigeren glykämischen Index als herkömmlicher Zucker. Das heißt, er lässt den Blutzuckerspiegel weniger schnell ansteigen als raffinierter Zucker. Laut Bundeszentrum für Ernährung (BzfE) ist er aufgrund seines hohen Saccharosegehaltes keine Zuckeralternative für Diabetiker*innen. Mit knapp 400 Kilokalorien pro 100 Gramm ist er ähnlich kalorienreich wie Haushaltszucker.

Zucker hat schon seit Längerem ein Imageproblem. Er gilt als Mitverursacher zahlreicher zum Teil schwerwiegender Krankheiten. Den eigenen Zuckerkonsum zu reduzieren, ist also durchaus sinnvoll. Laut der Verbraucherzentrale macht es allerdings keinen Unterschied, ob man herkömmlichen Haushaltszucker oder Zuckeralternativen wie Kokosblütenzucker, Agavendicksaft oder Süße aus Datteln verwendet. Sie alle enthalten ebenfalls vor allem Zucker. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, maximal 10 Prozent des täglichen Energiebedarfes in Form von freien Zuckern aufzunehmen. Noch besser sei es, die Zuckermenge auf fünf Prozent zu reduzieren. Das entspricht 25 Gramm pro Tag, also etwa sechs Teelöffeln. Zu freien Zuckern zählen neben klassischem Haushaltszucker auch der in Honig, Sirupen und Dicksäften enthaltene Zucker. Zuckeralternativen wie Agavendicksaft, Kokosblütenzucker und Co. bieten hier also keinen Vorteil.

Die enthaltenen Mengen an Mineralstoffen und Vitaminen, mit denen Zuckeralternativen oft beworben werden, sind nicht ausreichend, um einen signifikanten Beitrag zur Nährstoffversorgung zu leisten. Dafür müssten immense Mengen davon gegessen werden. Die Alternativen können jedoch durch ihren spezifischen Geschmack eine Bereicherung für den Speiseplan darstellen. Wie Haushaltszucker sollten sie jedoch immer nur in Maßen verwendet werden.

Viele Zuckeralternativen sind außerdem alles andere als budgetschonend, wie die Verbraucherzentrale bemängelt. Auch in Sachen Umweltschutz schneiden viele Zuckeralternativen schlechter ab als klassischer Zucker aus heimischen Zuckerrüben. Lange Transportwege und der Anbau in fernen Ländern sorgen für eine schlechte Ökobilanz.

Wer Kalorien sparen möchte, kann auf süße Zusatzstoffe wie Xylit (Birkenzucker), Erythrit oder Stevioglycoside zurückgreifen. Doch auch wenn viele Hersteller diese Produkte als "natürliche" Alternative zu Zucker bewerben, handelt es sich dabei oft um stark verarbeitete Produkte. Xylit, Erythrit und Stevioglycoside sind zwar Süßstoffe, die weniger Kalorien enthalten als Zucker, aber ihre Herstellung beinhaltet oft chemische Prozesse. Sinnvoller ist aus Sicht der Verbraucherzentralen, normalen Zucker oder Alternativen in Maßen zu genießen und die eigene Süßschwelle nach unten zu verschieben.

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